Im August 2004 wurde auf dem
Alexanderplatz die Berliner Mauer neu
aufgebaut, 15 Jahre nachdem die alte
Berliner Mauer gefallen war und rund 10
Jahre nach dem Inkrafttreten des
Grenzregimes von Schengen.
Die neue Berliner Mauer, eine Fassade
aus Styropor und Holz, wurde errichtet, um
aufzuzeigen, dass von Staaten errichtete
Grenzen neben vielen Unterschieden, zwei
zentrale Charak-teristika teilen. Sie
sollen menschliche Bewegungen regulieren
und sie sollen kollektive Identitäten
formen. Der provokante Kommentar zur
bundes-deutschen Erinnerungspolitik, in
der böse Grenzen immer nur die anderen
errichten, und die Kritik des
euro-päischen Grenzregimes standen auch im
Mittelpunkt einer Tagung im November 2004
in der Offenen Universität Berlin. Wie die
Aktion auf dem Alexanderplatz wurde auch
die Tagung in einer Kooperation von
Berliner Geschichtswerkstatt und dem
Institut für Nomadologie realisiert.
Organisiert durch die Autonomen
Studentischen Vorhaben der Kunsthochschule
Weissensee wurden darüber hinaus in der
Veranstal-tungsreihe "Reisefreiheit"
verschiedene Praxen der Bildproduktion
vorgestellt und reflektiert, die die
herrschenden Wahrnehmungen von Grenzen und
Kollektiven herausfordern. Neben Beiträgen
zu der Tagung werden in dieser zweiten
Ausgabe von furthur weitere Projekte und
Arbeiten vor-gestellt, die aus zeitlichen
Gründen bei unseren Veranstaltungen nicht
präsentiert werden konnten.
Der Aufbau von furthur folgt drei
Schritten. Im ersten Teil schauen wir
zurück auf den Vergleich von Berliner
Mauer und Grenzregime von Schengen.
Cord Pagenstecher diskutiert die
historischen Parallelen und Unterschiede
der beiden Grenzen (pdf)
und Fabian Frenzel versucht vor dem
Hintergrund des Beispiels der Berliner
Mauer die Produktion einer euro-päischen
Identität zu analysieren.(pdf)
Im zweiten Teil werden zwei Beispiele aus
der realpolitischen Praxis der
Auseinandersetzung mit dem deutschen
Grenzregime vorgestellt. Die Gruppe
Elexir-A und die Flüchtlingsinitiative
Brandenburg resümieren ihre nunmehr
drei-jährige Auseinandersetzung mit der
Wohnungsbaugesellschaft Mitte in Berlin um
Lohnraub an illegal Beschäftigten. (pdf)
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Danach wird in einem unkommentierten
Prozeßprotokoll der erfolgreiche Kampf
eines Asyl-bewerbers gegen die
Residenzpflicht dokumentiert. (pdf)
Im dritten Teil schauen wir an die
Aussengrenzen der Europäischen Union und
darüberhinaus.
In der Projektarbeit der
spanisch-marokkanischen Internetaktivisten
von Indymedia Estrecho in diesem Sommer
zeigt sich die Möglichkeit, durch die
Gebrauch neuer Medien die europäischen
Aussengrenzen zu überwinden und Brücken zu
bauen. (pdf)
Miranda Bence-Jones' kunsttheoretische
Reflektion über die Arbeiten
nordamerikanischer "Grenzkünstler"
analysiert das koloniale Verhältnis von
Furcht und Begehren gegenüber dem Anderen.
(pdf)
Der Journalist Guy-Pierre Chomette
zeichnet die Folgen des neuen Grenzregimes
in kleinen Gemeinden entland der neuen
Ostgrenze der europäischen Union auf. (pdf)
Dank sei an dieser Stelle allen gesagt,
die es ermöglicht haben, dass dieses Heft
entstehen konnte.
Viel Spaß mit furthur
Cord Pagenstecher "Mauern -
Projektionen.Rückblick auf die Aktion"
sowie "Eine kurze Geschichte der Festung
Europa" (pdf)
Fabian Frenzel "Projektionsfläche Mauer.
Bausteine der europäischen Identität" (pdf)
Elexir-A "Kampagne gegen den Lohnraub bei
der WBG Mitte" (pdf)
Residenzpflicht vor Gericht - Protokoll
einer juristischen Verteidigung gegen die
Residenzpflicht (pdf)
Indymedia Estrecho "Das Projekt Fadiat -
Protokoll eines nomadologischen
Brückenbaus über die Strasse von Gribaltar
im Sommer 2004"(pdf)
Mirande Bence-Jones "Fear and Desire.
Colonising notions of the Other and their
place in work of Coco Fusco, Guillermo
Gomez-Pena and Roberto Sifuentes" (pdf)
Guy-Pierre Chomette "lisieres d'europe.
Reise an der neuen Grenze der Union"(pdf)
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